Frauen-WM 2023: Warum Sophia Smith die US-Spielerin ist, auf die alle schauen (2024)

Sophia Smith lächelte freundlich, aber man konnte sie schon wieder spüren, ihre Eiseskälte. Eine private Frage hatte sie noch gestellt bekommen am Ende ihrer Pressekonferenz als Spielerin des Spiels, zu ihrem Freund und dessen neuseeländischer Familie, und diese genauso kurz, knapp und lächelnd abgehandelt wie zuvor in der Mixed Zone eine Frage zu ihrer Frisur. Smith ist erst 22 Jahre alt und schon Profi durch und durch, sie hat immer die perfekte Antwort parat - aber eigentlich hat sie für abseitige Themen keine Zeit. Sophia Smith nämlich kann es gar nicht schnell genug gehen auf der neuen, großenBühne.

Zwei Tore und eine Vorlage, so lautet die Bilanz nach ihrem ersten WM-Spiel, das für Smith von herausragender Bedeutung war. Sie hat längst eine beachtenswerte Karriere hingelegt, hat mit Stanford 2019 die Uni-Meisterschaft NCAA gewonnen und schießt bei Meister Portland Thorns so viele Tore, dass sie zur besten Spielerin der US-Liga NWSL gewählt wurde. Nur, wer in den USA richtig berühmt werden möchte und sich auf der ganzen Welt einen Namen machen will, der braucht solche Leistungen auch bei der WM, auf die alleschauen.

Martina Voss-Tecklenburg erklärt, warum sich die tolle EM-Stimmung aus dem Vorjahr bei der WM nicht einfach wiederholen lässt, spricht über das Ziel Titelgewinn, den kalten australischen Winter - und den erstaunlichen Gerd Müller.

"Ich bin normalerweise nie nervös, aber das hier ist eine Weltmeisterschaft, das ist einfach größer", sagte Smith nach dem Spiel gegen Vietnam, bei dem sie "alle möglichen Emotionen" durchlebt hatte. Es war längst keine Premiere für sie, 31 Mal hat Smith bereits für die US-Nationalmannschaft gespielt, aber die Erwartungshaltung, die beim Titelverteidiger herrscht, lässt keine Schwächen zu - das weiß vor allem die nächsteGeneration.

"Ich darf nicht zu viel Druck auf mich selbst laden", hat Smith vor dem Start auf einer Pressekonferenz angekündigt, das tut schon die Öffentlichkeit. In einem Werbespot war sie vor dem Turnier schon in ihrer inzwischen berühmten Rolle als eiskalt lächelnde Stürmerin zu sehen, die einer Gegnerin immer wieder in ihren Träumen erscheint. "Nice to beat you" lautete dieUnterzeile.

Sophia Smith ist eine angesagte Nummer beim Frauen-Team der USA

In einer Mannschaft, die nicht mehr von den Spielerinnen dominiert wird, die schon 2015 und 2019 Weltmeisterinnen wurden, sind es die neuen Gesichter, die die Hauptrollen spielen sollen. Rose Lavelle zum Beispiel, die gegen Vietnam eingewechselt wurde und zu guten Chancen kam, oder Trinity Rodman, die alle nach ihrem berühmten Vater fragen, die aber mindestens genauso viel Talent im Fußball hat wie Dennis Rodman einst im Basketball. Und dann: Smith, immer wieder Smith, die im Sturm die Tore machen soll in Partnerschaft mit Veteranin AlexMorgan.

34 Jahre alt ist Morgan inzwischen, sie spielt ihre vierte WM, und weil sie sich noch gut daran erinnern kann, wie sie selbst als junge Spielerin nervös war, sagte sie nach dem Spiel, dass man der neuen Generation zumindest ein paar Minuten Zeit geben müsse und dass die neuen Spielerinnen viel Mut hätten, aber auch Zuspruch bräuchten. Auf Instagram postete Morgan daher später ein Foto von ihr und Smith mit der Unterzeile "She's THAT girl", "sie ist DAS Mädchen", beziehungsweise: das ist die Spielerin, auf die ihr alle schauen müsst. Generell - und im Speziellen im Spiel gegen die Niederlande am Donnerstag, den schwersten Gegner in WM-Gruppe E, der sein erstes Spiel gegen Portugalgewann.

Die Taktik der USA, Smith und ihre wilden Läufe quer durch die Offensive ins Spiel zu bringen, soll dann genauso funktionieren wie schon gegen Vietnam. Da flossen die Angriffe auch deshalb, weil Smith in Person von Morgan und Kapitänin Lindsey Horan auf dem Feld die Spielerinnen um sich hat, die sie braucht. Horan spielte aus dem Mittelfeld heraus immer wieder kluge Schnittstellenpässe, "sie weiß genau, wo ich hinlaufen werde", sagte Smith. Colorado Connect nennen sie das Duo bereits in den USA, weil die beiden Spielerinnen aus demselben Bundesstaatkommen.

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Start der Fußball-WM

:Darf's ein bisschen mehr sein?

Über Generationen haben Fußballerinnen kämpfen müssen für ihren Sport. Nun soll er endgültig dieselbe Richtung einschlagen wie bei den Männern: hin zum Geld. Die Frage ist nur, was dann verloren geht.

Smith legt viel Wert auf diese Verbindungen zu Mitspielerinnen, sie möchte auf und neben dem Platz eine wichtige Rolle spielen im US-Team. Das einzige Thema, über das sie sichtlich gern sprach nach dem Vietnam-Spiel, war ihr Torjubel, bei dem sie einen Reißverschluss über ihren Mund gezogen hatte. Viele hatten das als Zeichen an die Welt verstanden, dabei war es eine Hommage an ihre ehemalige Stanford-Mitspielerin Katie Meyer, die sich im vergangenen Jahr aufgrund von mentalen Problemen das Lebennahm.

Bei ihrem gemeinsamen Sieg mit der Unimannschaft 2019 hatte Meyer als Torhüterin den finalen Elfmeter gehalten und danach mit der Reißverschluss-Geste gejubelt, nun wollte Smith an sie erinnern: Gemeinsam mit Außenverteidigerin Naomi Girma hatte sie vor der WM eine Kampagne für mentales Wohlergehen initiiert, in Erinnerung an ihre verstorbeneMitspielerin.

"Wenn ich nicht bleiben muss, gehe ich lieber"

Smith ist bewusst, dass sie und ihre Generation ein großes Erbe antreten. Fußballerisch, weil alles außer dem WM-Titel kaum als Erfolg gewertet werden wird für die USA. Und neben dem Platz, weil aktivistische Charaktere wie Megan Rapinoe ebenfalls Nachfolgerinnenbrauchen.

Es sind daher die vielleicht wichtigsten Wochen in der Karriere der Sophia Smith, weshalb sie keine Zeit zu verlieren hat. Als sie pflichtbewusst ihre drei Fragen beantwortet hatte auf der Pressekonferenz wurde sie gefragt, ob sie noch bleiben möchte, neben ihr saß immerhin Trainer Vlatko Andonovski und sollte als nächstes seine Eindrücke schildern. "Wenn ich nicht muss, gehe ich lieber", sagte Smith leise, und als sie merkte, dass das der ganze Pressesaal gehört hatte, lachte sie kurz herzlich auf - für einen Moment auch ohneEiseskälte.

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Author: Barbera Armstrong

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