Zen-4-Architektur, erstmals mit integrierter GPU
Ryzen 9 7900X im Test: Nach dem 7950X das zweitstärkste Modell aus AMDs Raphael-Reihe.
Foto: AMD
Uhr
Ingolf Leschke
AMD stellt mit den 7000er-Ryzen-CPUs komplett neu entwickelte Prozessoren vor. In diesem Test erfahren Sie, wie schnell der Ryzen 9 7900X und der Ryzen 5 7600X arbeiten.
Testfazit
Testnote
1,4
sehr gut
Der AMD Ryzen 9 7900X schlägt Intels Core i9-12900K. Er arbeitet schneller und verbraucht dabei weniger Strom. AMD baut damit den Abstand zum großen Rivalen Intel aus. Und weil die Ryzen-7000X-Prozessoren jetzt auch einen Grafikchip an Bord haben, gibt es aktuell immer weniger Gründe die Chips des Konkurrenten zu kaufen.
Pro
- Sehr hohes Arbeitstempo
- Sehr hohes Spieletempo mit separater Grafikkarte
Kontra
- Eingebauter Grafikchip zu schwach für aufwendige Spiele
Inhaltsverzeichnis
- Ryzen 7900X und Ryzen 5 7600X im Test: Zen-4-Architektur
- 5 Nanometer für Zen-4-CCDs
- 6 Nanometer für I/O-Einheit
- Grafikchip mit RDNA-2-Architektur
- PCI Express 5.0 und DDR5
- Neuer AM5-Sockel, neuer Chipsatz, neues Mainboard
- Ryzen 9 7900X und Ryzen 5 7600X im Tempotest
- Unter Last deutlich mehr Stromverbrauch
- Ryzen 9 7900X und Ryzen 5 7600X im Test: Fazit
Intel hat mit seinen
Alder-Lake-Prozessorenbärenstarke CPUs im Programm – und macht AMD das Leben zunehmend schwer. Jetzt sollen neue CPUs den viel größeren Rivalen wieder in die Schranken weisen: AMD schickt mit den Prozessoren Ryzen 9 7900X und Ryzen 5 7600X zwei seiner ersten 7000er-Ryzen-Prozessoren aus der Raphael-Reihe in den Test von COMPUTER BILD.
Die besten Prozessoren
Ryzen 7900X und 7600X im Test: Zen-4-Architektur
Bei den 7000er-Ryzen-Prozessoren setzt AMD auf den Aufbau der
5000er-Ryzen-CPUs. Auf einem sogenannten Core Complex Die (CCD) sitzen bis zu acht Recheneinheiten – nun aber mit neuer Zen-4-Architektur. Zwei dieser CCDs mit je acht Recheneinheiten verdrahtet AMD beim Top-Modell Ryzen 9 7950X als 16-Kern-CPU. Bei den hier geprüften 7900X sind es ebenfalls zwei CCDs, aber mit je sechs Kernen (zusammen zwölf Kerne), der 7600X kommt mit einem CCD mit sechs Recheneinheiten aus.
5 Nanometer für Zen-4-CCDs
Neu ist in hingegen des Herstellungsverfahren: Die CCDs lässt AMD beim Auftragsfertiger TSMC nun mit 5 statt mit 7 Nanometer dünnen Strukturen herstellen. So lassen sich auf gleicher Fläche mehr Schaltungen (Transistoren) unterbringen, die für ein höheres Tempo mehr Aufgaben parallel berechnen können. Außerdem liegen die Transistoren viel enger beieinander, die Schaltwege verkürzen sich, das Tempo erhöht sich abermals – so die Theorie.
AMD-Ryzen-7000-Serie: Raphael-CPUs in der Übersicht
CPU | Ryzen 9 7950X3D | Ryzen 9 7950X | Ryzen 9 7900X3D | Ryzen 9 7900X | Ryzen 9 7900 | Ryzen 7 7800X3D | Ryzen 7 7700X | Ryzen 7 7700 | Ryzen 5 7600X | Ryzen 5 7600 |
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Fertigung | 5 Nanometer | 5 Nanometer | 5 Nanometer | 5 Nanometer | 5 Nanometer | 5 Nanometer | 5 Nanometer | 5 Nanometer | 5 Nanometer | 5 Nanometer |
Architektur | Zen 4 | Zen 4 | Zen 4 | Zen 4 | Zen 4 | Zen 4 | Zen 4 | Zen 4 | Zen 4 | Zen 4 |
GPU-Technik | RDNA 2 | RDNA 2 | RDNA 2 | RDNA 2 | RDNA 2 | RDNA 2 | RDNA 2 | RDNA 2 | RDNA 2 | RDNA 2 |
CPU-Kerne | 16 | 16 | 12 | 12 | 12 | 8 | 8 | 8 | 6 | 6 |
Threads | 32 | 32 | 24 | 24 | 24 | 16 | 16 | 16 | 12 | 12 |
CPU-Basistakt | 4,2 Gigahertz | 4,5 Gigahertz | 4,4 Gigahertz | 4,7 Gigahertz | 3,7 Gigahertz | 4,2 Gigahertz | 4,5 Gigahertz | 3,6 Gigahertz | 4,7 Gigahertz | 3,8 Gigahertz |
CPU-Boost-Takt | 5,7 Gigahertz | 5,7 Gigahertz | 5,6 Gigahertz | 5,6 Gigahertz | 5,4 Gigahertz | 5,0 Gigahertz | 5,4 Gigahertz | 5,3 Gigahertz | 5,3 Gigahertz | 5,1 Gigahertz |
L2- + L3-Cache | 144 Megabyte | 80 Megabyte | 140 Megabyte | 76 Megabyte | 76 Megabyte | 104 Megabyte | 40 Megabyte | 40 Megabyte | 38 Megabyte | 38 Megabyte |
TDP | 120 Watt | 170 Watt | 120 Watt | 170 Watt | 65 Watt | 120 Watt | 105 Watt | 65 Watt | 105 Watt | 165 Watt |
6 Nanometer für I/O-Einheit
Neben zwei CCDs gehört eine Eingabe-Ausgabe-(I/O)Einheit zu einem Raphael-Prozessor, die bereits von AMDs 5000er-Prozessoren bekannt ist. Dort sitzen zum Beispiel Komponenten wie der PCI-Express- oder Arbeitsspeicher-Controller. Neu ist allerdings, dass AMD diese Einheit, anders als die CCDs, mit 6-Nanometer-Strukturen fertigen lässt.
Grafikchip mit RDNA-2-Architektur
Ebenfalls neuartig: In die I/O-Einheit hat AMD erstmals einen Grafikchip eingepflanzt. Daher ist für die Bildwiedergabe eine separate Grafikkarte im PC nicht zwingend nötig – anders als im Fall der Ryzen-5000X-Modelle. Laut AMD verwendet der Grafikchip die RDNA-2-Architektur. Die kommt auch in großen Grafikkarten der
6000er-Radeon-Reiheoder in den Konsolen
PlayStation 5und
Xbox Series Xzum Einsatz – in den 7000er-Ryzen-CPUs aber in einer weniger potenten Version.
PCI Express 5.0 und DDR5
Neu ist auch, dass AMDs 7000er-Ryzen-CPUs mit PCI Express 5.0 zusammenarbeiten. Erste Komponenten wie interne M.2-SSDs mit PCI-Express-5.0-Anschluss sollen jedoch erst 2023 auf den Markt kommen. Und anders als bei Intels Alder-Lake-CPUs, lässt sich älterer DDR4-Arbeitsspeicher mit den neuen Raphael-CPUs nicht mehr nutzen. AMDs 7000er-Ryzen-CPUs verdauen nur die neuen und schnelleren DDR5-Module.
AM5-Sockel, neuer Chipsatz, neues Mainboard
Neben neuem Arbeitsspeicher ist auch ein neues Mainboard für AMDs 7000er-Ryzen-CPUs fällig. Warum? Sie haben an der Unterseite einen neuen AM5-Anschluss. Und das ist für AMD ein komplett neuer Typ. Die Amerikaner wechseln zum Land Grid Array (LGA) mit 1.718 Kontakten an der Unterseite. LGA-Fassungen setzt Kontrahent Intel schon seit vielen Jahren ein. Im Übrigen hat AMD für AM5-Mainboards neue Chipsätze entwickelt, darunter den X670E.
Ryzen 9 7900X und Ryzen 5 7600X im Tempotest
Und was bringen die Neuerungen? AMDs Ryzen 9 7900X setzte sich in den Prüfungen locker an die Spitze der schnellsten Prozessoren. Er arbeitete im Schnitt 7 Prozent schneller als die bisherige Nummer 1: der
Ryzen 9 5950X. An der Spitze wird er aber nicht lange bleiben. Denn mit dem 7950X dürfte in Kürze eine noch schnellere CPU folgen. Noch größer fielen im Übrigen die Tempounterschiede zwischen dem hier getesteten Ryzen 5 7600X und seinem Vorgänger Ryzen 5 5600X aus: Hier lag der Geschwindigkeitsvorteil bei 12 Prozent.
Unter Last deutlich mehr Stromverbrauch
Manko: Beide CPUs genehmigten sich in den Prüfungen deutlich mehr Energie. Kam der Ryzen 9 5950X unter Volllast noch mit 117 Watt aus, sind es beim Ryzen 9 7900X 157 Watt – rund 25 Watt mehr. Das ist wohl auch der neuen, eingebauten Grafikeinheit geschuldet. Beim Ryzen 5 7600X ein ähnliches Bild: Er brauchte unter Volllast 98 Watt, der Vorgänger Ryzen 5 5600X kam noch mit 76 Watt aus (plus 22 Prozent). Gut: Bei normalen Internet und Office-Anwendungen waren beide CPUs etwas sparsamer. Der 7900X brauchte 11 statt 14 Watt, der 7600X 10 statt 12 Watt.
Ryzen 9 7900X und Ryzen 5 7600X im Test: Fazit
Der Ryzen 9 7900X ist für den Moment die neue Nummer 1 unter den schnellsten Prozessoren – AMD baut damit den Abstand zum Kontrahenten Intel aus. Klasse, dass es wie beim Ryzen 5 5600X erstmals auch einen eingebauten Grafikchip in AMDs Ryzen-7000X-Prozessoren gibt. Vergleichbar schnelle Intel-CPUs haben den bereits seit Jahren. Da brauchen PCs nicht mehr unbedingt eine separate Grafikkarte.